Von Augsburg an den Niedersonthofer See (110km)

1. Tag (Donnerstag, 18.6.)


So rückte unser Abreisetag immer näher, und das Wetter war wochenlang wunderschön. Der Wetterbericht war zwar dann am Abreisetag nicht so rosig, aber wir waren voller Optimismus. Und am 18. Juni ging's dann endlich los.

110 Km war die erste Etappe lang, und schon ganz schön hügelig. Wie war ich froh, daß unsere Route nicht gleich über die Berge ging.

Abfahrt in Bergheim

Morgens um halb acht starteten wir in Bergheim, von unserer Hausfrau noch verabschiedet und in voller Montur auf Bild festgehalten. Das Wetter war herrlich, zunächst ging's natürlich durch bekannte Gegenden in Richtung Allgäu. Doch nach dem kleinen Dorf Eggental wurde dann die Landschaft und auch das Gelände sehr abwechslungsreich. Es ging nur noch bergauf oder bergab. Doch für die Anstiege wurden wir mit herrlichem Blick auf die Berge belohnt.

Der erste Anstieg nach Eggental war schon die erste Probe, 10 % ungefähr einen halben Kilometer lang, da ging mir die Puste ganz schön. Und dem Chrissi fielen natürlich wieder mal lauter Fragen ein, die er sofort beantwortet haben wollte. So keuch' ich halt auch noch immer die Antworten raus, aber das ist Training für die Lungen.

Nach der Anstrengung hatten wir uns eine Pause und eine Brotzeit verdient. Komisch, unterwegs habe ich immer besonders Appetit, obwohl ich da auch sonst nicht klagen kann. Ein alter Baumstamm am Waldrand mit kleiner Wiese zum Ballspielen und die Pause war perfekt.

Danach ging's weiter, teils auf Nebenstraßen, teils auf Feldwegen und zum Teil auf Radwegen. Nach Kempten mussten wir zum ersten Mal den Hänger abhängen, und über ein Tor hieven. Mit dem Hänger ist man eben doch breiter als ein Fahrrad. Doch die Gegend war sehr romantisch. Eine alte Brücke über die Iller, nur für Fußgänger oder Radler. Auf der anderen Seite des Ufers war eine alte Fabrik, alles wirkte als ob die Zeit stehen geblieben wäre, ein bisschen überwachsen und verlassen.

--- Alte Brücke über die Iller ---

Wir hatten uns unserem ersten Ziel fast genähert, der Niedersonthofer See war nicht mehr weit, und die ersten Wolken kündigten an, daß das Wetter nicht unbedingt auf unserer Seite war. Nur der Chrissi freute sich, er hatte eine neue Regenkotze bekommen und wollte sie unbedingt ausprobieren. Am liebsten hätte er sie schon den ganzen Tag angezogen, doch er sollte noch genug Gelegenheit bekommen mit Kotzte zu radeln...

In Anbetracht der dunklen Wolken überlegten wir schon, ob wir Notstandsplan 1 in Angriff nehmen, und ein Zimmer suchen sollten. Doch nach zwei Misserfolgen (zu teure Zimmer) fuhren wir doch auf einen Zeltplatz. Die Wolken verzogen sich wieder und wir wurden sehr optimistisch.

Der Zeltplatz "Insel" am Niedersonthofer See war, wie in Deutschland nicht anders zu erwarten, sehr ordentlich und sauber. Alles hat seinen Platz und das soll auch so bleiben. Doch für eine Nacht war uns das egal. Hauptsache ein Fernseher war im Zeltplatz Restaurant, denn am Abend war Fußball angesagt, Europameisterschaft.

Da noch nicht Hochsaison war, fanden wir einen schönen Platz etwas abseits von den geordneten Kleingartenanlagen der Dauercamper. Nach dem Zeltaufbau, der schon ganz schnell ging, wurde geduscht und dann machten wir uns auf den Weg ins Restaurant. Das Essen in diesem Urlaub werde ich nie vergessen. Wir haben fast überall herrlich gegessen. Mittags gab's Brotzeit, dafür wurde Abends dann geschlemmt, kein Wunder, dass das mit dem Abnehmen bei mir nicht geklappt hat.

So war's auch am ersten Abend, das Essen super, der Fußball erfolgreich, und neben uns saßen ein paar Motorradfahrer, die uns an vergangene Urlaube mit unserer Moto-Guzzi erinnerten.

Doch in der Nacht kam das böse Erwachen. Tropfen, die hartnäckig auf unser Zelt platschten und sich zu einem Dauerregen steigerten. Ich konnte kaum schlafen, immer wieder horchte ich auf den Regen. In einem Zelt hört man das aber auch immer zu genau. Immer wieder hoffte ich, daß der Regen nachlassen würde, aber daraus wurde nichts, am Morgen war alles grau in grau verhangen und keine Aussicht auf Besserung. Ich sah uns schon tagelang am See sitzen und unserer Urlaub den Bach runterfließen.


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