Von Konstanz nach Hohentengen

5. Tag (Montag, 22.6)


Eigentlich wollten wir am 5. Tag einen Pausentag einlegen, aber am Abend zuvor hatte ich noch den Wetterbericht gehört, der schon wieder Regen ansagte, und so drängte ich weiter. Auch Peter ließ sich schnell überzeugen und bald waren wir im Hinterland des Bodensees unterwegs. Ich wurde richtig neidisch auf die Menschen die dort wohnen dürfen. In den Gärten wachsen immer wieder Bananenstauden und Palmen, von der übrigen blühenden Pracht ganz abgesehen. Bis zum Rhein fuhren wir auf wenig befahrenen Straßen durch Wälder und Wiesen, sprich viel Natur und wenig Dörfer. Am Rhein entlang ging's dann zum Teil auch auf Radwegen. Ich musste immer wieder an dieses Lied denken, "warum ist es am Rhein so schön", ich versteh's jetzt vollkommen. Die alten Fachwerkhäuser und die üppige Landschaft am Rhein sind schon beeindruckend. Wir fanden auch wieder eine schöne Stelle zum Brotzeit machen.

Wir kamen schnell vorwärts, es ging zwar immer bergauf-bergab, aber nie extrem lang oder steil. Bald waren wir in Schaffhausen. Dort machten wir in der Fußgängerzone Kaffeepause und Peter kaufte neue Radlkarten. Darauf hatte er sich schon den ganzen Tag gefreut, er ist in gewisser Weise eine Art "Karten-Fetischist". Er hat von jedem Ort an dem er einmal war mindestens eine Karte, und hatte sich für die Fahrt vorgenommen, immer wieder vor neuen Orten die entsprechenden Karten zu kaufen. Doch ein Wermutstropfen sollte seine Kartenliebe trüben. Die Fahrradkarten in der Schweiz sind zwar sehr gut, aber auch sehr teuer, eine Karte kostete 25 Franken. Da wurde sogar Peter sparsam und kaufte (leider) nur eine dieser teueren Karten, was wir noch bitter bereuen sollten. Denn die Karten reichten uns eben auch nur einen Tag, weil wir sie innerhalb eines Tages immer "durch-" radelten.

--- Rheinfälle in Schaffhausen ---

Nach Schaffhausen schauten wir uns natürlich die Rheinfälle an. Die Kinder waren sehr beeindruckt, wir natürlich auch. Es überrascht mich immer wieder, für was sich Kinder alles interessieren. Ich hatte immer geglaubt, daß eine schöne Landschaft sie nicht beeindrucken kann, und wurde eines besseren belehrt. Doch wir wollten ja weiter, also trennten wir uns von dem herrlichen Anblick und trappten feste in die Pedale. Aufwärts ging's. Doch an diesem Tag waren wir beide gut drauf, der Rückenwind tat ein übriges, und so ging's flott voran. Doch dem Chrissi ging's nicht schnell genug: " Mami du musch mehr essen, dann kriegsch du soviel Kraft wie ich," meinte er in seiner trockenen Art. "Ja fahr ich denn nicht schnell genug?" Mit Rückenwind und ein bisschen bergab fuhren wir immerhin 28-30km/h. "Ja, du fahrsch zu langsam" erklärte er mir gelangweilt.

Auch an diesem Tag fanden wir wieder einen kleinen Zeltplatz, diesmal in Hohentengen, am Ufer des Rheins. Der Platz unterschied sich von einer Kleingartenanlage nur dadurch, daß er Duschen hatte und einen kleinen Platz, wo Camper ihr Zelt aufstellen konnten. Die feststehenden Wohnwagen hatten ausnahmslosen einen Vorgarten. Dafür war ein Schwimmbad da, welches die Camper mitbenutzen durften. Das war natürlich die Schau, noch am Abend schwimmen zu gehen. Die Kinder waren begeistert und wollten gar nicht mehr raus aus dem Wasser. Doch Peter und ich hatten Hunger, und so machten wir uns bald auf die Suche nach einem Restaurant, - und wie wir fündig wurden - im "Hochrheinstüble". Die langen Spätzle, die der Chrissi im Laufe unserer Fahrt so schätzen gelernt hatte gab's auch, der Abend versprach genüsslich zu werden. Nach dem reichlichen Essen bewegten wir unsere Bäuche wieder Richtung Zeltplatz, glücklicherweise ging's bergab.

Auf dem Zeltplatz lernten wir noch einen Angestellten der Swiss-Air kennen. Er wollte solange in seinem Wohnwagen wohnen bleiben, bis er sich entschieden hatte, was er in Zukunft machen wollte. Da er auch mit Computern arbeitete, kamen er und Peter schnell ins Gespräch. Es wurde noch sehr gemütlich, mit Chips und Wein. Und relativ bedudelt, aber satt und zufrieden mit uns und der Welt krochen wir ins Zelt.


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