Vom Lac de Joux nach Seyssel (103 km)

14. Tag (Mittwoch, 1.7.)


Doch wir hätten es wissen sollen, am Mittwoch regnete es immer. Trotzdem wollten wir weiter. Also hieß es wieder einmal alles im Zelt zusammenpacken, Zelt abtrocknen, Regenkotzen an und dann ging's los.

Unser Ziel war Bellegarde, ca. 77 km. Der Regen war nicht so schlimm, und so kamen wir ganz gut voran. Zuerst noch ein bisschen bergauf. Verstärkt durch das schlechte Wetter kam mir die Gegend ziemlich trübselig vor; alte, zum Teil heruntergekommene Häuser, Schafweiden, wenig Felder und immer wieder niedrige Steinmauern. So stellte ich mir eigentlich immer das Schottische Hochland vor, das trübe Nebelwetter passte dazu.

Wir hatten noch nicht einmal gefrühstückt, und fanden auch so schnell kein Café. Erst nach der französischen Grenze fanden wir endlich ein kleines Restaurant. Wir hatten natürlich nur noch wenige Francs und mussten deshalb unser Frühstück mit Bedacht wählen. Inzwischen war es fast Mittag geworden, doch der Regen hatte nachgelassen und wir hatten laut Karte eine Traumabfahrt vor uns.

Jetzt wurden wir auch tatsächlich für die trübe Gegend entschädigt. Auf einer wunderschönen kleinen Bergstraße, an herrlichen Sommerwiesen vorbei, fast ohne Autos ging es zehn Kilometer bergab. Ein Traum für jeden Radfahrer. Leider ging's mir nicht so gut, schon in der Nacht hatte ich Halsschmerzen bekommen, und jetzt bei der Abfahrt hätte ich am liebsten meinen dicksten Wintersachen angezogen.

--- 10 Km Traumabfahrt ---

Da wir noch keine Bank gefunden hatten konnten wir den einladenden Schildern der Pizzeria's nicht folgen, und mussten einen Platz suchen, wo wir uns unterstellen konnten. Doch irgendwann wurde es uns zu bunt. Wir nutzten eine Regenpause und aßen was wir noch an Brotzeit übrig hatten.

Vor der letzten Abfahrt nach Bellegarde ging's noch mal kräftig bergauf. Dann fuhren wir eine Zeitlang oben an einer Schlucht entlang, und endlich konnten wir die Räder wieder hinunter nach Bellegarde laufen lassen. Nach der Ruhe im Jura war dieser Ort ein Schock für uns. Autos, Lärm und Gestank, nein hier wollten wir nicht bleiben. Nachdem wir uns wieder mit Bargeld versorgt hatten, beschlossen wir weiterzufahren bis Seyssel. Wir waren nun im Haute Savoyen angekommen, wie der Name schon vermuten lässt ist die Gegend recht bergig.

So mussten wir dann auch erst mal wieder bergauf, ca. 20 km lang. Nach nunmehr insgesamt 103 km waren wir endlich in Seyssel angelangt und fanden gleich einen schönen Zeltplatz am Ufer der Rhône. Endlich Frankreich, hier fühlen wir uns einfach wohl. Am Abend genehmigten wir uns dann auch noch die Pizza, die wir uns schon den ganzen Tag gewünscht hatten. Seyssel ist ein nettes kleines Dorf, typisch französisch, mit alten Steinhäusern, Cafés und Restaurants.

Am Zeltplatz erfuhren wir dann zum ersten Mal vom Fernfahrer Streik in Frankreich. Es ist immer wieder verblüffend wie schnell man doch vom sogenannten Weltgeschehen weg ist. Ich komm' mir dann immer vor wie von einem anderen Stern.


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